Im gemütlichen Ambiente im Coin Coin Zurich warten gegen 40 Mitglieder:innen der Swiss Travel Communicators gespannt auf die Diskussionsrunde zum Thema «Medienreisen im Wandel.»
Gleich zu Beginn Erkenntnisse aus einer Publikumsumfrage: Wusstet ihr, dass die Hälfte der STC Mitglieder:innen regelmässig sowohl auf individuelle als auch auf Gruppenmedienreisen geht? Und dass nur ein Viertel grundsätzlich «Nein danke» zu Medienreisen sagt?
Die Diskussion unter der Leitung von STC Vorstandsmitglied Dimitri Burkhard und STC Präsident Ferris Bühler beginnt mit einer Übersicht zu den neuesten Trends.
Paulina Szczesniak, Reisejournalistin bei der SonntagsZeitung, Sandro Schaaf, General Manager von AVIAREPS Switzerland, und Thalia Wünsche, Senior PR-Manager von Graubünden Ferien, stellen sich vor und teilen ihre Perspektiven.
Für Paulina haben sich Medienreisen ziemlich gewandelt. Früher ging es fast ausschliesslich in grossen Gruppen los, heute stehen individuelle und thematische Reisen auf dem Programm. Auch Sandro betont, dass massgeschneiderte Erlebnisse immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Kostengünstige Werbung für den Tourismus
Warum sind Medienreisen denn überhaupt so wichtig? Journalist:innen bekommen die Chance, exklusive Dinge zu entdecken und spannende Geschichten zu sammeln. Destinationen und Veranstalter erhalten dank eben diesen Berichten entsprechende Aufmerksamkeit bei den Zielgruppen.
Für touristische Leistungsträger ist die redaktionelle Berichterstattung nach wie vor die wohl kostengünstigste Werbung. Thalia betont, dass gut organisierte Medienreisen nicht nur die Destination präsentieren, sondern auch nachhaltige Berichterstattung fördern. Und für Sandro hinterlassen gerade die persönlichen Erlebnisse der Journalist:innen oft den authentischsten Eindruck.
Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen ist wichtig
Doch die Erwartungen an Medienreisen sind hoch. Als Journalistin erwartet Paulina gut durchdachte Programme mit genügend Freiheit und Freizeit für individuelle Recherchen unterwegs. Überraschende und einzigartige Erlebnisse sind ein Muss, welche die Organisatoren von Medienreisen bieten sollten.
Als Destinationsvertreterin sieht Thalia die Herausforderung darin, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Medienschaffenden und den Zielen der involvierten Parteien zu finden. Das Budget spielt dabei auch eine Rolle. Graubünden Ferien arbeitet beispielsweise mit einem festen Jahresbudget für Medienreisen und übernimmt die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und bestimmte Aktivitäten, während andere Ausgaben von den teilnehmenden Journalisten selbst getragen werden müssen.
Aus dem Publikum kamen zahlreiche Anekdoten zu Medienreisen. Jemand erinnerte sich an eine kurzfristige Absage aus Österreich, weil nur Medien berücksichtigt wurden, die auf gestrichenem Papier gedruckt werden. Und da war die Geschichte einer verloren gegangenen Journalistin, die schliesslich von Müllmännern im grossen orangen Wagen zum nächsten Programmpunkt kutschiert wurde.
Die anwesenden Journalist:innen, Freelancer, Blogger und PR-Leute sind wahrhaftige Globetrotter: Von Tahiti nach Jamaika und Honduras, aber auch nach Schweden, Finnland und China sind sie für Berichterstattungen schon gereist. Generell ist kein Reiseziel zu weit, wenn dieses eine gute Geschichte bietet.
Was bringt die Zukunft für Medienreisen?
Zeit und Flexibilität sind oft ein grosses Problem bei der Organisation von Medienreisen. Journalist:innen haben selten die Möglichkeit, eine ganze Woche für eine Reise freizunehmen, insbesondere wenn sie in Gruppen reisen müssen. Thalia ergänzt, dass deren Erwartungen in den letzten Jahren gestiegen sind und dass es immer schwieriger wird, alle Wünsche zu erfüllen.
Laut Sandro sind eine gute Kommunikation zwischen Medienschaffenden und Organisatoren sowie eine transparente Planung entscheidend, um Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden.
Doch was bringt die Zukunft? Einigkeit herrschte darüber, dass Medienreisen weiterhin wichtig sein werden. Paulina sieht eine zunehmende Bedeutung von digitalen und hybriden Formaten, die mehr Flexibilität bieten.
Thalia glaubt, dass die Zusammenarbeit zwischen Medienschaffenden und Destinationen noch enger werden muss. Als Destination müsse man den Journalist:innen auch künftig viel Freiheiten lassen. Sandro meint: «Innovative Ansätze und kreative Ideen sind notwendig, um Medienreisen attraktiv und relevant zu halten.»
Der STC Talk im Coin Coin Zürich hat deutlich gemacht, wie spannend und vielfältig das Thema Medienreisen ist. Die lebhaften Diskussionen und geteilten Anekdoten zeigten die grossen Herausforderungen, aber auch die vielen Chancen von Medienreisen.
Das Interesse am Thema war riesig. Beim anschliessenden Apéro riche kam das Feedback auf, dass das Publikum eine Fortsetzung zum Thema Medienreisen wünscht – ein weiterer STC Talk zu diesem Thema scheint also sehr gefragt.